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LE BULLETIN DE LA BIPEDIE INITIALE
Edité par le Centre d'Etude et de Recherche sur la
Bipédie Initiale :
BIPEDIA
A Review from the STUDY and RESEARCH CENTER for INITIAL BIPEDALISM
Pour tout renseignement complémentaire, vous pouvez contacter :
M. François de Sarre, par e–mail
( Janvier 2009 )
Sommaire :
- Une nouvelle hypothèse des origines de l’homme. Les cheveux font l’homme
par Roger Sansoucy

- Tous les mystères de la Lune
par Odile Alleguede

- Vous avez dit « peste noire » ? Les dernières avancées du « Récentisme »
par David Carrette

- Die Bipedie des Menschen als ursprüngliches Merkmal
von François de Sarre

- Teaching on Evolution in European Schools
by Maciej Giertych


Der Mensch als Ursprung aller Dinge
- Gleichklänge zwischen Esoterik und Wissenschaft -
von Andreas DELOR
Der Mensch als Ursprung aller Dinge
- Gleichklänge zwischen Esoterik und Wissenschaft -
von Andreas DELOR
Wie es dazu kam
Ich bin sicherlich ein Exot in diesem erlauchten Kreis,
denn ich bin Anthroposoph und Musiker, kein Biologe,
habe aber von Francois de Sarre die Einladung bekommen, über obiges Thema zu schreiben
- also muss er die Verantwortung tragen ! Wie es dazu kam, will ich nicht verschweigen.
Ich war nämlich der felsenfesten Überzeugung, dass außerhalb anthroposophischer Kreise
die wissenschaftliche Anschauung, dass, verkürzt gesagt, " die Tiere vom Menschen
abstammen ", längst ausgestorben sei - bis ich beim zufälligen Stöbern im Internet
auf de Sarres " Theorie der ursprünglichen Zweifüßigkeit " stieß - und
etwas sehr Verwandtes entdeckte.
Ich nahm Kontakt auf und teilte Francois de Sarre mein Erstaunen darüber mit,
wie wenig sich seine Anschauungen von denen anthroposophischer Biologen unterscheiden.
Ich wusste von Hermann Poppelbaum, dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine recht breite
Bewegung unter Zoologen und Ärzten in dieser Richtung gegeben hatte ; er hat sie in seinem
Buch " Mensch und Tier " fast alle aufgeführt - und nun fand ich alle diese Namen
und noch mehr bei de Sarre wieder - der mich jetzt fragte : " Woher hatten Poppelbaum bzw.
Rudolf Steiner ihre Kenntnisse über eine Evolution vom Menschen zum Tier ? Handelt es sich
da um ein altes esoterisches Erbe ? "
Meine Antwort :
" Rudolf Steiner ( 1861 - 1925 ) ist Esoteriker, sogar einer,
der sich auf keine Tradition, sondern allein auf eigene übersinnliche Schauungen beruft
( bekennender Anarchist ) - allerdings nach überallhin Anknüpfungspunkte sucht.
Er hat selbst eine wissenschaftliche Schulung an der Technischen Universität Wien durchgemacht,
Mathemathik und Physik - seinen Doktor machte er dann allerdings in Philosophie.
Der Germanist Karl Julius Schröer empfahl den knapp zwanzigjährigen Steiner an Joseph Kürschner
als weit und breit den Einzigen, der imstande sei, Goethes naturwissenschaftliche Schriften
zu bearbeiten und herauszugeben, was dann auch geschah, sogar in zwei ganz verschiedenen Ausgaben.
Steiners erstes eigenes Werk heißt : " Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen
Weltanschauung " ( 1886 ) ; sein Hauptwerk aus dieser
Zeit : " Die Philosophie der Freiheit " ( 1894 ) .
Er erlebt bei Goethe die Darwin/Haeckel`schen Ideen schon vorgebildet, allerdings, wie er
sagt : " wesentlich geistvoller " . Bezieht sich damals schon auf Snell. Haeckel lernt er dann in
den 90 er Jahren, als er im Weimarer Goethe/Schiller-Archiv wieder an der Herausgabe
von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften arbeitet, persönlich kennen - und greift mit teils
scharfen Artikeln in den Streit zwischen Haeckel und der Kirche völlig zugunsten Haeckels und
Darwins ein. Überhaupt tritt er in dieser seiner " philosophischen Zeit " als einer der radikalsten
Verfechter der Wissenschaft gegenüber dem Glauben auf, was damals gar nicht ungefährlich war.
Philosophisch treibt er den Anarchismus á la Max Stirner auf die Spitze ( betont von Anfang
an allerdings die Gewaltfreiheit ), und zwar von Seiten der Erkenntnistheorie aus.
Als Esoteriker tritt er erst knapp nach der
Jahrhundertwende auf, von heute auf morgen, es gibt kaum einen Übergang, die Menschen erkennen
ihn kaum wieder. Er übernimmt den Vorsitz der deutschen Sektion der Theosophischen
Gesellschaft, 1912 / 13 aber gibt`s einen Bruch mit dieser, er begründet die Anthroposophische
Gesellschaft. Mit seinen Werken " Aus der Akasha-Chronik " ( 1904 )
und " Die Geheimwissenschaft
im Umriss " ( 1910 ) sowie in vielen Vorträgen begründet er u. a. eine esoterische
Evolutions-Lehre, deren Inhalte dem heute gängigen wissenschaftlichen Weltbild allerdings
sehr fremd gegenüberstehen - er weiß sich aber einig mit dem inneren, esoterischen Kern
aller Weltreligionen. Immerhin sagt er von seiner Evolutionslehre, er wäre dazu nicht
gekommen ohne seinen intensiven Durchgang durch Darwin, Haeckel und natürlich Goethe.
Auch als Esoteriker bleibt er Anarchist, verlangt von keinem, dass er ihm irgendetwas
glauben soll, ja verlangt geradezu, man solle alle Aussagen von ihm " mit den neuesten
Methoden der neuesten Wissenschaft " überprüfen. Natürlich hat er mit diesem Anspruch
die meisten überfordert. Gläubige Anhänger will er nicht haben - die hat es dann leider
doch überreichlich gegeben. " Ich will nicht verehrt, ich will verstanden werden ".
Hermann Poppelbaum ist einer der damals jungen Wissenschaftler,
die sich der Aufgabe unterzogen haben, Steiners Angaben auf dem Feld der
Evolutionsbiologie zu überprüfen. Ein sehr guter Mann auf diesem Gebiet ist auch
Friedrich A. Kipp : " Die Evolution des Menschen im Hinblick auf seine lange Jugendzeit "
( Stuttgart 1980, überarbeitet u. ergänzt 1991 ). Es gibt noch weitere, aber
die Herausragenden sind schon Poppelbaum und Kipp. Ich selber habe in den Siebziger
Jahren noch den holländischen Arzt Dr. L. F. C. Mees kennengelernt, der in Vorträgen
und in seinem Buch " Tiere sind, was Menschen haben ", ( Stuttgart 1987 ) all diese Aspekte
sehr lebendig und humorvoll rübergebracht und mich dafür begeistert hat. Mees hat
sich sehr auf seinen Landsmann und Lehrer Louis Bolk bezogen - über dessen Forschungsarbeit
gibt es jetzt ein anthroposophisches Buch von dem Holländer Jos Verhulst : " Der Erstgeborene "
( Stuttgart 1998 ). "
- Aufgrund dieser Auskunft kam dann François de Sarres Einladung, einen
Aufsatz über das Thema zu schreiben.
Vorsicht : ich schreibe " als Anthroposoph "
und " Nicht-Wissenschaftler " " frei von der Leber weg ", ohne
das wissenschaftliche " Fach-Chinesisch " - muss allerdings sagen, dass ich
dennoch einen absolut wissenschaftlichen Anspruch an mich selber stelle. Ich schreibe
auch nicht " im Namen der Anthroposophie ", sondern " so wie ich
Anthroposophie sehe " - da gibt es nämlich ( gottseidank ! )
extreme Unterschiede. Auch ist es nicht so, dass ich mich auf Anthroposophie
versteifen würde - bin offen für alle esoterischen Strömungen - nur
habe ich bislang auf dem Felde der Evolution noch nichts gefunden, was
der " Theorie von der ursprünglichen Zweifüßigkeit " so nahe kommt
wie gerade die Anschauung Rudolf Steiners. Es gibt zweifellos kleine
Differenzen - die muss es einfach geben zwischen freien Denkern ! - aber
nicht sie möchte ich hier betonen, sondern die Gemeinsamkeiten.
I. Steiners " Evolutionslehre "
Ich darf, bevor ich versuche, seine Evolutions-Anschauung
in aller Kürze zu skizzieren, wiederholen, dass Rudolf Steiner sich scharf
dagegen ausgesprochen hat, ihm seine " okkulten Angaben " zu glauben, sondern verlangte, dass
alles " auf Spitz und Knopf " wissenschaftlich nachgeprüft wird. Geschieht das nicht,
ist Steiners Lehre einfach verrückt; wer das Folgende glaubt, ohne selber zu
forschen, " gehört in die Irrenanstalt " - forschen aber heißt, dass alles
offen sein muss. Zwar ist sich Steiner " seiner Sache sicher ", für Andere
aber wollte der Anarchist Steiner seine Angaben als Frage, nicht
als Antwort verstanden wissen.
Rudolf Steiner beschreibt, dass die gesamte frühe Erde (samt dem Kosmos) ein
lebendiger, beseelter, göttlich-geistiger Organismus bzw. sogar ein göttlich-geistiges
Wesen ist, aus dem sich erst sehr viel später die einzelnen Lebewesen
heraus-differenzieren - als Sterbeprozess des Gesamt-Organismus, aus dem
dann aber die Einzel-Organismen in erhöhter Lebendigkeit hervorgehen:
"So werden wir durch die Geisteswissenschaft ( Anthroposophie )
zu der Erde geführt als einem Organismus - nicht zu einem Urzustand unserer
Erde, in welchem sie sozusagen tote Masse war, sondern wo die Erde
ursprünglich ein großer Organismus war. Im Sinne der Geisteswissenschaft
muss man nämlich eine Frage, die heute ganz falsch gestellt wird, geradezu
umdrehen. Keine Wissenschaft wird - wenn sie annimmt, dass unsere Erde
einstmals eine tote Kugel war, worin nur chemische und physikalische Prozesse
sich abgespielt haben - in der Lage sein, erklären zu können, wie aus dieser
toten Kugel heraus das Leben hat entstehen können. Das ist eine große
Streitfrage, aber sie wird in der Regel ganz falsch gestellt. Denn man
fragt gewöhnlich : Wie hat sich aus dem Leblosen Leben entwickeln
können ? - Aber so ist es nicht : nicht dem Lebendigen geht das Leblose
voran, sondern umgekehrt, dem Leblosen geht das Lebendige voran. Das
leblose Mineral ist ein Absonderungsprodukt, wie unsere Knochen eine
Absonderung unseres Organismus sind. So ist alles Gestein ein Absonderungsprodukt
unseres Erdenorganismus, und geistig-seelische Prozesse sind es - wenn auch
zunächst Zerstörungsprozesse -, die bewirkt haben, dass unser Erdenorganismus
zu solchen Absonderungen kam. ( ... ) Daher musste die gesamte Stoffmasse unserer
Erde erst,durchgesiebt` werden, die heute bloß mineralischen Stoffe ausgeschieden
werden und diejenigen zurückbehalten werden, welche heute die Organismen bilden
können, die nur von einem Teile des alten Stoffmassives durchsetzt sind. Das
sind die Teile, die sich erst jetzt bilden können - zum Beispiel zu dem, was
heute der Mensch ist. " ( Rudolf Steiner : " Was hat die Geologie über Weltentstehung
zu sagen ? " , 9 . 2 . 1911, in " Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen
des Daseins ", GA 60 )
Von allen Organismen aber entsteht nach Rudolf Steiner zuerst
der Mensch - er bezeichnet ihn als Inhalt der " Religion der Götter " - , allerdings
in Formen, die man sich heute kaum als menschlich vorstellen kann. Als anfangs rein
übersinnliches, später immer noch ungeheuer weiches, flüchtiges, quallenartig
durchsichtiges Wesen kam der Mensch auf die Welt - und schwamm/schwebte über
urlange Zeiten in der damals viel dichteren Atmosphäre. Wer sich " in eine ökologische
Nische hinein spezialisierte " , dadurch zu früh verhärtete und daher Fossilien
hinterließ, konnte nicht mehr Mensch sein; diese Leiber wurden von Tierseelen
bezogen. Der Mensch selber blieb am längsten weich; er blieb
unspezialisierter " Generalist ", von daher viel " primitiver " als die
von ihm abstammenden Tiere : er ist der allerletzte, der paläontologisch
nachweisbar ist. Vom Menschen stammen alle Tiere ab, sogar die Pflanzen, die
einzelligen Wesen, letztlich sogar die Mineralien - nicht umgekehrt.
Von Helena Petrowna Blavatsky, Begründerin der Theosophischen
Gesellschaft ( 1875 ), übernimmt Steiner die Termini für die Epochen der
Erdentwicklung : die polarische, hyperboräische, lemurische, atlantische
und nachatlantische Zeit und behält sie auch zeitlebens bei, wenngleich er
ihnen ganz neue Inhalte gibt. Grundlegendes darüber findet man sowohl in
Steiners " Aus der Akasha-Chronik " ( GA 11 ) wie auch in seiner " Geheimwissenschaft
im Umriss " ( GA 13 ).
"Die Erde war ursprünglich ein großer Organismus" - sie
war sogar ein göttlich-geistiges Wesen, genannt Adam Kadmon, von Steiner
allerdings oft auch als "ein riesiger Mensch" bezeichnet. Auch der germanische
Ur-Riese Ymir ist ein Bild davon. Alle Pflanzen, Tiere und auch Menschen-Vorfahren
waren damals noch keine Einzel-Individuen, sondern ( auch wenn sie beweglich
waren; das sind unsere Blutkörperchen ja auch ) wie Zellen im Gesamt-Organismus
von Adam Kadmon. Dieser Zustand dauerte von der " polarischen " über
die " hyperboreische " bis zur Mitte der " lemurischen " Epoche, danach " wurde
Ymir von Odin und seinen Brüdern getötet " ( s . u . ).
In der polarischen Epoche bestand die Erde nach Steiner - es
ist aber tatsächlich uralte esoterische Lehre - nur aus " Feuer ", die
Menschenvorfahren ( als " Zellen " von Adam Kadmon ) hatten Kugel- bis Ei - Gestalt (
wie heute nur noch ihre Aura ). Dann verdichtete sich diese Substanz in der
hyperboräischen Zeit zum Gasförmigen, Luftigen ; die Menschen metamorphosierten
sich in dieser Gas-Substanz zu einer pflanzenhaft -kelchartigen bzw . blütenartigen
Form. In dieser Epoche erst trennten sich Erde und Sonne. Wir sind also noch mitten
im " Urnebel " ( es ist mir bewusst, dass die Astronomie diesen Urnebel schon lange
aufgegeben hat zugunsten von frei im Sonnensystem herumschwirrenden Brocken, aus
deren Zusammenstößen und Verklumpungen sich dann die Planeten gebildet haben sollen ).
Die darauffolgende lemurische Epoche brachte dann eine Verdichtung bis zum Wässrigen,
ja bis zu einer ersten Verfestigung. ( Zäh - )flüssig war nach Steiner über lange Zeiten ,
das was heute als von der Erdurzeit an als fest angenommen wird : die Erd - " Kruste " .
Auf diese wabbelige " Kruste " regneten aus der damaligen " Ur - Eiweiß -Atmosphäre "
nacheinander " in wachsartiger Konsistenz " sämtliche kontinentalen Gesteine
herab ( etwa ab dem Granit ; die darunterliegenden Basalte und Peridotite hatten
sich bereits früher niedergeschlagen ) . Was sich niederschlug, war zwar im
Verhältnis zu heute immer noch " lebendig ", aber immerhin zu einem Grad
abgestorben - das Leben dagegen konzentrierte sich immer mehr in der
" Eiweiß-Atmosphäre" - die man sich durchaus vergleichbar dem mütterlichen Fruchtwasser
vorstellen kann ; sie hatte auch eine ähnliche Funktion ( ein davon abgesondertes Meer
gab es noch nicht ) . " Um einen Grad abgestorben " kann man sich etwa wie unser heutiges
Knochensystem vorstellen - unsere Knochen sind einerseits noch lebendig, andrerseits
aber das Toteste, das wir an uns tragen, geradezu das Symbol des Todes. Die immer noch
wabbelige Gesteinskruste bildete Adam Kadmons " Schädel " ( dessen Rumpf und Gliedmaßen
nach okkulter Überlieferung im damaligen Planetensystem zu finden waren ).
Dieser Zustand dauerte an, bis die Einzel-Menschen ( " Zellen " ) mit dem " Ich " begabt
wurden ( was den Tod für den Gesamt -Organismus bedeutete ; Ymir musste von den Göttern
getötet werden ) - dies war der allererste Keim zur Zersplitterung, welche sich aber so
richtig erst heute durchgesetzt hat. ( Wenn man sich hier sachgemäße Vorstellungen bilden
will, ohne auf Steiners Schilderungen allein angewiesen zu sein, kann man einerseits
auf die Bilderwelt alter Mythen zurückgreifen und andererseits vergleichend Vorgänge, wie
sie die moderne Embryologie beschreibt, heranziehen, wie es etwa die anthroposophischen
Ärzte Karl König ( " Embryologie und Weltentstehung " , Freiburg i .Br . 1967 ) und
Kaspar Appenzeller ( " Die Genesis im Lichte menschlicher Embryonalentwicklung " ,
Basel 1976 ) getan haben. Auch die Arbeiten des der Anthroposophie nahestehenden
Embryologen Erich Blechschmidt, der mit seinem ganzen Lebenswerk gezeigt hat,
dass der Mensch immer und von Anfang an Mensch gewesen ist und nicht etwa
ontogenetisch "Tierstadien" durchlaufen hat, sind hier sehr wertvoll. - Für
die Vorstellung einer Ur - Wassersphäre der Erde mit einer zähflüssigen Gesteinswelt
hat neuerdings Martin Frey mit seiner auch im Internet präsentierten
" Mehr Wasser " -These hilfreiches Material zusammengestellt - den
umfassendsten Entwurf einer ganz eigenständigen
" goetheanistisch " -wissenschaftlichen Untermauerung von Steiners
"Geheimwissenschaft im Umriss" hat indessen der Geologe Dankmar Bosse
mit seinem Hauptwerk " Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch "
( Stuttgart 2002 ) vorgelegt, in dem man reichhaltiges Material für all
das hier Skizzierte finden kann, s . u . )
Die Menschen hatten laut Rudolf Steiner in der Lemuris
anfangs eine fisch - artige, später amphibien - bis reptilien - artige, am Ende
( nach dem " Ich - Einschlag " ) sogar säugetierähnliche
( " kentaurische " ) Gestalt. Das " Ich" wurde den Menschen durch hohe
Götterwesenheiten ( die biblischen Elohim ) verliehen - vorher lebten
sie ein durchaus den Tieren vergleichbares Dasein. Durch diesen
Ich - Einschlag richteten sich die Menschen auf und wurden
warmblütig ; sie " schwammen " zwar immer noch in der dichten
Atmosphäre, jetzt aber nicht mehr waagerecht wie früher ( wie
Fische und Molche ), sondern senkrecht, quasi wie warmblütige
große Seepferdchen, von der Gestalt her allerdings schon uns heutigen Menschen ein wenig ähnlich.
Auch der " Sündenfall ", die " luziferische Versuchung ", erfolgte zu dieser
Zeit ( kurz nach dem Ich-Einschlag ) - ohne ihn hätte der Mensch später
nicht frei werden können. Durch Missbrauch der Kräfte des Ich
( erste Formen schwarzer Magie ) wurden am Ende der Lemuris gewaltige Feuerkatastrophen
ausgelöst ( welche Dankmar Bosse - s . o . - unschwer als
die gewaltigen Flutbasalt -Katastrophen identifiziert hat, welche in der Kreidezeit kulminierten ).
Die Erde war nach Steiner entgegen modernen geologischen Vorstellungen bis zur
lemurischen Zeit ( welche mit der Kreidezeit abschließt ; die lemurische
End - Katastrophe ist identisch mit dem großen Sauriersterben an der
Kreide / Tertiär-Grenze ) mindestens teilweise noch weich. Erst zu Beginn
des Tertiär ( " atlantische Zeit " ) wird nach Steiner die Erde insgesamt fest.
Aber noch nicht der Mensch. Die Atmosphäre ist im Tertiär laut Steiner immer noch extrem
dicht, nebelgeschwängert - das " Niflheim " ( Nebelheim ) der Germanen ( Nibelungen )
sei eine Erinnerung daran - und in dieser Suppe schwimmen immer noch die ganz weichen
und zarten Menschen, " Seepferdchen - artig " ( das ist ein Ausdruck
von mir, nicht von Steiner ! ). Im Tertiär spalten sich dann vom Menschen die Affen ab, später die
Menschenaffen - und dann die Vor - , Früh - und Altmenschen, die nach Steiner alle nicht
unsere Vorfahren sind, sondern " zu früh spezialisierte Seitenlinien ". Unsere wirkliche
Vorfahrenreihe beginnt erst direkt mit dem Homo Sapiens.
Von allen " typisch menschlichen " Eigenschaften entwickelte der Mensch nach
Steiner zuerst die Aufrichte ( " Seepferdchen " - der geniale Entwurf
des " Homunculus " von François de Sarre hat mich sehr daran erinnert, mit seinen
Paddeln statt Händen und Füßen ; selbst der " Kopf als Schwimmblase " hat
etwas Bestechendes ! ), woraus dann, als der Mensch - immer noch
weichkörprig, ohne Fossilien zu hinterlassen ! - " auf der Erde ankommt ", die
Zweifüßigkeit entsteht. Als Zweites entwickelt er, bereits im Tertiär, die
Sprache. Und das Denken kommt erst ganz spät, am Ende der Eiszeit, und auch da erst
ganz " keimhaft ". So richtig ringt es sich erst im Laufe der " nach - atlantischen "
Zeit ( nach der Eiszeit ) heraus - und drängt die bis dahin ganz allgemeine
Hellsichtigkeit - alle Menschen sind nach Steiner damals hochgradig
hellsichtig ; bei Naturvölkern kann man dieses Hellsehen auch heute noch
beobachten - immer mehr zurück.
Mit der seit dem 20. Jahrhundert langsam wieder neu einsetzenden Spiritualität aber
erwächst auch ein ganz neues Hellsehen bei immer mehr Menschen, welches nicht mehr im
Widerspruch zum Denken steht. Dieses Hellsehen wird nach Steiner noch lawinenartig
anschwellen - man braucht sich dazu nur unter seinen Mitmenschen einmal umzusehen.
( Fast jeder dürfte heute in seinem Bekanntenkreis Menschen mit hellsichtigen Fähigkeiten
kennen und wenn scheinbar nicht, dann nur deshalb, weil diese nicht darüber zu
sprechen wagen - insgesamt komme ich in meinem Leben auf etwa 20 in der
allerverschiedensten Weise hellsichtige Menschen, von denen ich es sicher
weiß - die Dunkelziffer ist mit Sicherheit um etliches höher.) Die
bislang " absteigende" spirituelle Entwicklung hat ihren Tiefpunkt bereits
überschritten und sich - seit dem Erringen der menschlichen Freiheit - in eine
aufsteigende umgewendet.
Was den Menschen von allen Tieren unterscheidet, ist sein " Ich ", sein Denken, sein
Selbstbewusstsein. Von Inkarnation zu Inkarnation " kommt der Mensch immer mehr zu
sich ", stößt mehr und mehr zu Sich Selber durch. Das Göttliche braucht den zu Sich
Selbst gekommenen Freien Menschen als Spiegel. Der Freie Mensch ( dazu musste es
das " Böse " geben, ohne dies gibt es keine Freiheit ! ) ist der Göttliche Mensch - umso
mehr, je freier er wird ; dazu gehört als erster Schritt, die ungeheure
Unfreiheit, all die furchtbaren Abhängigkeiten, in denen wir stecken, erst
realistisch zu durchschauen, als Vorbedingung, um sie innerlich überwinden zu
können - ohne den Freien Menschen aber könnte Gott Sich Selbst nicht erkennen.
Gott hat Sich also " in zwei Teile geteilt ", um Sich auf höherer Stufe wieder
mit Sich Selbst zu vereinigen. Dies ist im Ursprung die Aussage aller
Religionen - in Bilder eingekleidet -, wenngleich heute diese Aussage manchmal
kaum noch zu erkennen ist.
II. Phänomene der Biologie
Soweit die esoterischen Angaben Rudolf Steiners - wie ich sie
verstanden habe. Wie aber ist so etwas überhaupt nachprüfbar ? Mit dem, was jetzt
folgt, werde ich vermutlich " Eulen nach Athen tragen " - es muss aber sein.
Von anthroposophischer Seite aus wurden - so sehr Rudolf Steiner auch
seinerzeit Darwin und Haeckel gegen die kirchlichen Angriffe vehement
verteidigt hatte - gegen den Darwinismus als Ausdruck einer geistlosen, nur
auf Mutation und Selektion bzw . dem reinen Zufallsprinzip beruhenden
Evolution ( " Gott würfelt nicht " , sagte Einstein ) im Wesentlichen stets
drei Punkte vorgebracht :
-
erstens fehlen zwischen sämtlichen Arten, Gattungen, Familien usw. die kontinuierlichen Zwischenglieder ( missing links ), die der Darwinismus fordern muss,
-
zweitens sind viele biologische Gebilde von einer Komplexität, die nicht aus einfachen Formen entstanden sein können, da sie in dieser Form noch nicht funktionieren würden und
-
drittens sind die embryonalen Formen der Tiere stets viel menschlicher als die erwachsenen.
Tatsächlich fehlen zwischen den Arten, Gattungen und Familien
im Tierreich buchstäblich sämtliche Übergangsformen. Man schaue in irgendein
beliebiges modernes Biologie-Buch: Stammbäume werden heute grundsätzlich mit
gestricheltem Stamm, sogar mit gestrichelten Haupt-Seitenästen gezeichnet : man
hat tatsächlich keine verbindenden Formen gefunden! Außerdem, und das deutet
auf das Gleiche, werden seit längerem Stammbäume immer mehr als " Stamm - Büsche "
gezeichnet - auch dies, weil keinerlei wirkliche Stamm-Formen gefunden wurden.
Der Darwinismus schaut nicht auf die Phänomene, sondern stülpt seine Erklärungen
den Erscheinungen über. Steiners Position ist, dass der eigentliche, fossil nicht
in Erscheinung tretende Stamm von dem sich entwickelnden weichkörprigen Menschen
gebildet wird; von seinen frühen Gestalten stammen alle Tiere ab, aber auch
große, bereits tierische Seitenäste sind noch so weich, dass keine Fossilien
vorliegen, und erst die kleinen Zweiglein verhärten und erscheinen versteinert.
Trotz der gestrichelten und mit Fragezeichen übersäten Stammbäume
kommt natürlich heute kein Paläontologe auf die Idee, die Zwischenglieder
würden grundsätzlich fehlen ; man redet sich mit Fundlücken heraus.
Warum aber fehlen ausgerechnet die Stämme ? Nur aus den ( zweifellos vorhandenen )
Fundlücken allein ergäbe sich ein Stammbaum, dessen Bild einem Schweizer Käse gliche, nicht
aber ein Baum mit durchgehend fehlendem Stamm. Oder man erklärt doch immer wieder
Formen, die bereits zu spezialisiert sind, zu Stamm - Formen, wie
das in der Frühzeit des Darwinismus in naiver Weise getan wurde.
Aus einem Pferd kann sich aber kein Elefant mehr entwickeln und umgekehrt.
Daneben spricht für Steiners Anschauung, dass hochkomplexe
Organe, die nur in ihrer Komplexheit funktionieren, nicht aus unvollkommenen
Vorläufern entstehen können, da diese nicht funktionstüchtig sind und somit keinen
Selektionsvorteil bieten - dies ist auch eine der Haupt-Argumentations - Ebenen der
Vertreter des " Intelligent Design " . Am deutlichsten wird es bei
hochkomplizierten Symbioseformen : " Man sehe sich nur einmal den komplizierten und
geradezu raffinierten Bestäubungsmechanismus unseres heimischen Wiesensalbeis
an : er ist ohne die aktive Anwesenheit der Biene weder verstehbar noch sinnvoll.
Und er soll zufällig entstanden sein, um dann zufällig irgendwann von einer Biene
entdeckt zu werden ? Er wäre doch vorher wegen fehlender Bestäubung längst
ausgestorben. Welche Zumutung an die Vernunft ! Seine ganz anders aussehenden
amerikanischen Verwandten, z . B . der Scharlachsalbei unserer öffentlichen
Anlagen, haben langgestreckte rote Blütenröhren, an denen keine Biene landen
kann, aber Kolibris im Flug ihre langen Schnäbel problemlos wie ein
Futteral zu versenken vermögen. " ( Andreas Suchantke, anthroposophischer
Biologe, in dem Interview "I ntelligent ja, aber kein Plan "
in " Info3 ", März 2006 ) . - Die Evolution unterliegt ganz anderen
Gesetzen, als Darwin es sich vorstellte.
Hinzu kommt nun, dass embryonale und bei den Affen auch
noch frühkindliche Formen von Tieren allesamt sehr viel " menschlicher " sind
als ausgewachsene. Nach Ernst Haeckels biogenetischem Grundgesetz : " Die
Keimesgeschichte ist eine verkürzte Wiederholung der Stammesgeschichte " wäre
bereits allein daraus zu folgern, dass die Tiere vom Menschen abstammen, nicht umgekehrt :
" Die Ontogenese des Affenschädels lässt deutlich
erkennen, dass auch bei den Tierprimaten die Kopfform zuerst menschenähnlich
angelegt ist, nachgeburtlich jedoch einen Umbruch durchmacht, wobei die
Kieferregion sekundär eine mächtige, bei manchen Arten geradezu hypertrophierte
Vergrößerung erfährt, während die Hirnregion - im Zusammenhang mit dem
verstärkten Muskelansatz - in eine untergeordnete Rolle gedrängt wird.
Die zuerst menschennahe Anlage wird sekundär durch eine tierähnliche ersetzt. ( ... )
Das Unabhängigwerden von der ökologischen Bindung und die
fortschreitende Autonomie, welche der Mensch auf seinem Evolutionsweg
genommen hat, sind nur in Verbindung mit der fortschreitenden Vervollkommnung
des Großhirns möglich geworden. Demgegenüber sind die Affen spezialisierte
Klettertiere. Die Zoologie liefert keine Anhaltspunkte dafür, dass das
Kletterleben eine besondere Großhirnentwicklung erfordern würde. Unter
den Reptilien finden sich eine größere Zahl kletternder Arten, bei
denen aber kein größeres Vorderhirn als bei den bodenlebenden festzustellen
ist. Auch aus mehreren Säugergruppen sind Klettertiere hervorgegangen, so die
Faultiere, aus der Nagergruppe die Hörnchen und die Schlafmäuse, aus der
Raubtiergruppe Marder, Luchs und Panther u. a. , die ebenfalls keine besondere
Großhirnzunahme ausweisen. Wenn nun bei den Affengruppen in aufsteigender
Reihenfolge die Cerebralisation mehr und mehr zunimmt, so ist dieses Faktum
nicht aus der Daseinsweise der Affen, daher nicht den Anforderungen ihres
Kletterlebens, sondern nur im Hinblick auf die Werdegeschichte des Menschen
zu verstehen. Soweit die Tierprimaten bzw . deren Vorfahren den menschlichen
Evolutionsweg mitgemacht haben, hatten sie auch teil am fortschreitenden
Cerebralisationsprozess. Nachdem sie sich von der menschlichen Richtung getrennt
und den Weg in die Spezialisierung eingeschlagen haben, stagnierte die
Gehirnentwicklung bei ihnen und blieb auf der bis dahin erreichten Stufe stehen.
Bei Besprechung der Schädelontogenese der Menschenaffen wurde schon
hervorgehoben, dass im frühkindlichen Stadium - ähnlich wie beim Menschen - das
Foramen magnum nach unten gerichtet ist. Erst im weiteren Entwicklungsverlauf
rückt es mehr an den hinteren Rand der Schädelunterseite. Es ist eine höchst
merkwürdige Sache, dass diese rückwärtige Lage des Hinterhauptsloches bei den
Affen nicht auf dem direkten Wege angesteuert, sondern auf dem Umweg über
einen zuerst menschenähnlichen Zustand erreicht wird. Beim Menschen hängt
die zentrale Lage des Hinterhauptloches mit der aufrechten Körperhaltung
zusammen und ist dadurch sinnvoll. Wie soll man es aber verstehen, dass die
jungen Affen einen solchen Zustand durchlaufen? Die Aufrichtung des Menschen
bzw. des Menschenvorfahrs hat, wie man heute annimmt, in den späteren Epochen
der Tertiärzeit stattgefunden. Die Lage des Foramen magnum am kindlichen Affenschädel
legt die Deutung nahe, dass die Menschenaffen in einem Frühstadium ihrer Evolution
der aufrechten Körperhaltung einmal schon näher waren, als man nach ihrem heutigen
Verhalten erwarten würde. Durch die Spezialisierung auf das Kletterleben ist das
bereits Erreichte jedoch wieder verlorengegangen. " ( ... )
" So wie man die Einpassung der Tiere in die Umweltgegebenheiten
als Adaption zu bezeichnen pflegt, so darf man ( ... ) beim Evolutionsweg des Menschen
von einem Anti - Adaptions - bzw. einem Emanzipationsprinzip sprechen. Der Mensch
entwickelt sich entgegen den sonst geradezu gefällehaft stattfindenden
Adaptionsprozessen. Dass dies möglich war, ist ( ... ) hauptsächlich der beschirmten
Jugendzeit zu verdanken. ( ... ) Macht man sich klar, dass die menschliche Evolution
sich in einer der Anpassungstendenz entgegengesetzten Richtung bewegte, dann
begreift man auch, dass auf diesem Weg immer wieder Schwierigkeiten und Krisen
aufgetreten sein mochten ( ... ) Man darf vermuten, dass es immer wieder
Populationen der menschlichen Vorfahrenschaft gegeben hat, welche dem schwierigen
Weg nicht gewachsen waren, ihn nicht durchhielten und darum auf einer bestimmten
Stufe stehengeblieben sind und in die " Geborgenheit des Naturdaseins " zurückkehrten. Wer
sich den Ausnahmecharakter der menschlichen Evolution vor Augen stellt, kann nicht
umhin, solche Gefahrenzeiten und Krisensituationen anzunehmen. ( ... ) Nach dem
bisher Dargestellten wird der Leser kaum mehr im Zweifel sein, dass die
Tierprimaten solche stehengebliebenen und " abgeirrten " Seitenformen des menschlichen
Evolutionsweges sind. Der Verlauf ihrer Ontogenese zeigt mit aller Deutlichkeit, dass
sich die Affen zunächst in der menschlichen Richtung entwickelten, dass sie diese
aber nicht beibehielten, sondern sekundär eine andere Bahn eingeschlagen haben, durch
die sie sich von der menschlichen Linie wieder entfernten. " (Friedrich A. Kipp : " Die Evolution
des Menschen im Hinblick auf seine lange Jugendzeit ", Stuttgart 1991 ).
Es lässt sich in diesem Sinne vielleicht nachvollziehen, dass
der " Sonderweg " des nun einmal Ich - begabten Menschen zu sich
selbst ( zum Ich -Bewusstsein ) nicht möglich geworden wäre ohne die
kräftige ( und " autoritäre " ) Mithilfe der Götter und deren " Vermittler " : auf
Erden inkarnierter " Halbgötter " oder " großer Eingeweihter " . Ohne
solche Hilfe wären vermutlich alle ( damals noch ganz kindlichen ) Menschen
den Weg ins Tierische gegangen.
Ein weiteres Indiz für eine Herkunft der Tiere vom weichkörprigen Menschenvorfahren ist
das schlagartige Auftreten einer großen Gruppe verschiedener Tier - Familien, die nach Darwin
eine ungeheuer lange Zeit bräuchten, um sich auseinander zu entwickeln. Dies geschieht an
zwei markanten Punkten der Erdgeschichte : zu Beginn des Kambrium und zu Beginn des Tertiär ; es
mag durchaus noch weitere solche Punkte geben. Im Kambrium erscheinen
buchstäblich " aus dem Nichts " ( " kambrische Explosion " ) bereits sämtliche heutigen
hartschaligen und Münder - bewehrten Tiergruppen, sogar bereits die Vorläufer der
Wirbeltiere - also bis auf die Einzeller ( die waren schon vorher da ) quasi alles, was es
heute auch gibt. ( Die davor lebenden Ediacara - Organismen hatten keine Schalen, keine Knochen
noch auch Münder, um einander aufzufressen - es gibt Vermutungen, ob es nicht
große, " luftmatratzenartige " Einzeller waren. ) Die Tatsache jedenfalls, dass im Kambrium
Vorformen aller heutigen Tiere auf einmal auftauchen, kann nur bedeuten, dass sie sich schon
lange, lange vorher in Formen entwickelt haben müssen, die so weich waren, dass sie keine
Fossilien hinterließen.
Der zweite solche Punkt ist der Beginn des Tertiär, als alle
heutigen Säugetier-Familien genauso aus dem Nichts erscheinen. Es gab schon vorher
Säugetiere, sogar seit der Trias; sie waren klein, Ratten - bis
Insektenfresser - artig ; etliche Typen davon sind lange vor dem Tertiär
bereits wieder ausgestorben - aber die heutigen Gruppen erscheinen erst zu Beginn
des Tertiär, dann aber alle auf einmal.
III. Phänomene der Geologie
Die Ur-Suppe
"Damals (in der Lemuris) war er (der Mensch) etwa so in einem physischen Leibe, wie wenn Sie sich denken würden, dass der Mensch heute nicht mit seinen Füßen auf der Erde stünde, sondern sich in die Luft erhöbe, und dass er ferner keine Knochenbestandteile in sich hätte, sondern noch der Luft- und Wasserregion angehörte, wobei wir uns das Wasser in der Luft aufgelöst vorstellen müssen. Da würde er sich wie ein durchsichtiges Wesen im Umkreis der Erde befinden. Ein heutiges Auge würde diese Menschen nicht unterscheiden können von seiner Umgebung, wie etwa ein heutiges Auge auch gewisse Meerestiere nicht von ihrer Umgebung unterscheiden kann, weil sie im Grunde genauso aussehen wie ihre Umgebung. Wie ein durch die Luft hinhuschendes Wesen kann man sich einen solchen Menschen vorstellen. (...) Denn diese Leiber waren so, dass wir nicht einmal die Überreste davon finden können; die Substanz war noch so weich, dass von Überresten nicht die Rede sein kann." (Rudolf Steiner: "Geisteswissenschaftliche Menschenkunde", GA 107, Vortrag vom 3. 5. 1909, S. 278 u. 283)
"Erst in der Mitte der atlantischen Zeitepoche ungefähr gelangen wir an den Zeitpunkt, wo der Mensch in der Hauptsache seine Menschengestalt erhalten hat, wie wir sie heute kennen. Vorher war der Mensch durchaus nicht in einer solchen Weise fest wie nachher, sondern sein ganzer materieller Inhalt, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, war weicher. In der ersten atlantischen Zeit finden wir den Menschen aus weicher Materie bestehend, die noch nichts von der heutigen Knochenhärte hatte, ja nicht einmal so fest wie Knorpel war. Der Mensch schwamm sozusagen noch herum in der noch ganz von dichten Wassern angefüllten und durchsetzten Luft, er war eine Art von Wasserwesen, in der Art, wie es heute gewisse Tiere gibt, die man kaum vom Wasser unterscheiden kann. Veranlagt war auch damals schon in den Kräften der Knochenbau, aber er war noch nicht verhärtet." (Rudolf Steiner: "Welt, Erde und Mensch", GA 105, 6. Vortrag, Stuttgart, 10. 8. 1908, S. 97)
So wie für die weichkörprigen Menschenvorfahren selber gibt es nun aber auch Indizien für solch eine wässrige Atmosphäre. Ich möchte sogar behaupten: man ist aufgrund der vermeintlichen "Absurdität" einfach noch nicht auf solche Ideen gekommen, die Phänomene dafür aber sind überreichlich vorhanden.
Sintflut-Sagen
Die Menschen der Mittelsteinzeit finden sich auf der ganzen Welt als Überlebende einer der größten Katastrophen, welche die Menschheit je erlebt hat. In den weltweiten Sintflutsagen - von Australien über Neuguinea, den Fidschi-Inseln über Süd-, Mittel- und Nordamerika, Afrika, Europa bis Ostasien - scheint sich eine gemeinsam erlebte grauenhafte Naturkatastrophe ins kollektive Unterbewusstsein der Menschheit eingegraben zu haben; geht man nach diesen Sagen, ist eine gewaltige weltweite Überflutung so gut wie sicher. Uns am bekanntesten ist die biblische Sintflutsage und die griechische von Deukalion und Pyrrha. Als wahrscheinlichste Ursache der Sintflut gilt das verblüffend plötzliche Abschmelzen der Gletscher am Ende der letzten Eiszeit, als alle Kontinentalschelfe unter Wasser gesetzt wurden. Aber so rasant das Eis auch schmolz: nie kann dies so schnell gegangen sein, dass die Menschen nicht hätten fliehen können.
Über alle Eisschmelze hinaus ist nach Rudolf Steiner ein ganz anderer Faktor für die Sintflut verantwortlich: der gewaltige Niederschlag der "atlantischen" Nebel-Atmosphäre. Was nämlich bei den meisten Sintflut-Sagen auffällt, sind ungeheure Regenfälle. Allein aus dem Abschmelzen der Gletscher sind diese nicht erklärlich. Steiner macht darauf aufmerksam, dass die Sintflut-Regenfälle sich bis nach Sibirien erstrecken, wo er sie für das Schock-Gefrieren der Mammute (sie haben noch das Gras im Maul) verantwortlich macht.
Welch ungeheure weltweite Umwälzung damals insgesamt stattfindet, zeigt allein das Aussterben der Eiszeit-Großtierfauna, ein absolut rätselhafter Vorgang, der sich an keinem Kaltzeit/Warmzeit-Wechsel vorher in diesem Ausmaß abgespielt hatte - das größte Massenaussterben der neueren Erdgeschichte seit dem Exodus der Saurier. Nicht nur das Mammut, sondern der größte Teil der eiszeitlichen Fauna stirbt aus: Mastodon, Megatherium, Wollhaarnashorn, Höhlenbär, Höhlenlöwe, Riesen-Hirsch, Riesen-Wolf, Riesen-Biber, Steppen-Wisent, Riesen-Gürteltier, im Mittelmeergebiet der europäische Waldelefant, europ. Flusspferd, Waldnashorn, Steppennashorn, dazu etliche Großtiere auf anderen Kontinenten. Allein diese ökologische Katastrophe zeigt die Wucht der Veränderungen in den Lebensbedingungen der Erde am Ende der Eiszeit.
Für die Nebelatmosphäre spricht auch z. B., dass in der südamerikanischen Viracocha-Sage erst nach der Sintflut Sonne und Mond erschaffen werden - sie werden erst sichtbar, als sich die Nebel niedergeschlagen haben. In der Bibel erscheint erst nach der Sintflut der Regenbogen - es kann ihn in der Nebel-Atmosphäre noch nicht gegeben haben. Das "Niflheim" der Germanen ist Rudolf Steiner zufolge eine Erinnerung an die nebelgeschwängerten Lüfte des Tertiär und Quartär. In dieser Nebelatmosphäre, die nach Steiner, je weiter man zurückgeht, immer dicker wird, schwebten (nicht mehr ganz bis zum Schluss) die weichkörprigen, grazilen und wesentlich leichteren Menschenvorfahren.
Spuren in der Landschaft
In verblüffender Weise ist nun diese Nebel-Atmosphäre von dem anthroposophischen Geologen Dankmar Bosse ("Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch", Stuttgart 2002) nachgewiesen worden, und zwar gleich in mehrfacher Weise. Das Erste ist die Morphologie unserer Landschaft. Denn die Phänomene der "Kerbtäler", "Hoch-Täler" und der "Fast-Ebene" sind gar nicht anders zu erklären als mit sich schnell wandelnden Wasser-Luft-Verhältnissen. Unsere gegenwärtige vom Wasser herausmodellierte Landschaft ist offensichtlich erst ein Ergebnis der Vorgänge im Pleistozän, also der Eiszeit. Davor "war alles ganz anders", gar nicht mit heutigen Begriffen fassbar.
Kerbtäler: dies sind die "normalen" heutigen engen V-förmigen Täler - allerdings: es gibt auch noch engere: ich kenne z. B. eine etwa 30 - 40 m tiefe Schlucht im Allgäu, die so schmal ist, dass man oben fast oder tatsächlich drüberspringen kann! Und es heißt, diese Schlucht sei erst nach der letzten Eiszeit eingeschnitten worden. Natürlich geht soetwas nur in festerem Gestein (dort: Nagelfluh), normalerweise bildet sich durch Hang-Rutsche immer eine V-Form aus. In jedem Fall sind diese V-förmigen Kerbtäler insgesamt eine junge Erscheinung, nicht älter als die Eiszeit (das ganze Pleistozän).
Davor, etwa die ganze zweite Hälfte des Tertiär, hat ein offenbar anders beschaffenes Wasser keine tiefen mäandrierenden Kerbtäler, sondern mit z. B. 20 km ungeheuer breite und flache wenig mäandrierende Rinnen ausgewaschen (beim Nil 200 km breit!), die auf der ganzen Welt - in Europa besonders deutlich in Alpen und Mittelgebirgen - als Hochtäler heute noch zu sehen sind. (Es ist hier nicht der Gegensatz zwischen den bekannten, durch das Eis ausgehobelten U-Tälern und den durch das Wasser ausgeschnittenen V-Tälern gemeint, obgleich letztere natürlich mit den Kerbtälern identisch sind. Die breiten, flachen Hochtäler sind etwas ganz anderes als die späteren U-Täler!).
Natürlich gibt es zwischen den breiten Hoch- und den tiefen Kerbtälern auch Übergänge. Und da die Natur überall Sprünge macht und selten eine Entwicklung wirklich kontinuierlich verläuft, so kann man z. B. in den deutschen Mittelgebirgen (wo das Eis keine U-Täler gehobelt hat) bei vielen Flüssen heute noch deutlich drei regelrechte Terrassen erkennen, entstanden während der Sintflut-Regenfälle zu Beginn der letzten drei Warmzeiten: die oberste Terrasse ist noch sehr flach, geht in Richtung Hochtäler, die unterste Terrasse ist (falls der Fluss nicht sekundär wieder aufgeschottert ist, weil das Tal früher einmal viel tiefer war) ein typisches V-Kerbtal, und die zweite Terrasse liegt in der Mitte dazwischen. Die Terrassen entsprechen den drei letzten Warmzeiten (zwischen den Vereisungen), deren letzte das Holozän, die "nachatlantische" Zeit ist. In diesen (und natürlich auch den früheren) Warmzeiten schlugen sich laut Steiner die atlantischen Nebel in Sintflut-Regenfällen nieder (es gab also mehrere Sintfluten).
Vor dem Oligozän (3. Abschnitt des Tertiär) aber hatten sich noch nicht einmal die breiten Hochtäler gebildet; Gebirge wurden bereits im Entstehen offensichtlich von "Zyklonen" flach abrasiert, die man sich als Mittelding zwischen heutigen Stürmen und Meeresströmungen vorstellen muss, da sehr viel Wasser noch in der Luft enthalten war. Vor dem Tertiär, ja noch am Anfang desselben, gab es also keine Berge, sondern fast nur Ebenen, auch die "offizielle" Geologie spricht von der früh-tertiären "Fast-Ebene". In der "Gipfelflur" der Hochgebirge (alle Spitzen liegen etwa auf gleicher Höhe) kann man weltweit diese Ebene noch beobachten, nur an manchen Stellen noch überragt von einzelnen Härtlingen, die der Abrasion durch besagte "Zyklone" getrotzt haben - die ersten (nichtvulkanischen) Berge überhaupt. (Bilderbuchmäßig ist eine von Kerbtälern durchfurchte Hochebene mit einigen sie überragenden Härtlingen im norwegischen Fjäll zu beobachten. Die von Selma Lagerlöf im "Nils Holgersson" dazu überlieferte Sage besagt, dass an diesen Stellen ein Riese seinen Hut, seine Schuhe usw. hingeworfen habe, das Wasser habe diese später nicht wegzuwaschen gewagt!)
Die zeitlichen Grenzen zwischen den verschiedenen atmosphärischen Verhältnissen - zwischen der "Kerbtäler"-, der "Hochtäler"- und der "Ebenen"-Zeit - muss man sich in den verschiedenen geographischen Breiten unterschiedlich verlaufend vorstellen.
"Der Übergang von den flächig verebnenden Luft-Wasser-Wirbeln zu den einschneidenden Flüssen bildete sich vor allem während des Tertiärs heraus. Morphologisch kann er am schrittweisen Übergang von der Ebenheit zu Hoch- oder Plateautälern beobachtet werden. Sie bildeten kilometerbreite, wannenartige Abflusssenken mit geringem Gefälle, die nur flach eingetieft waren und ihre generelle Richtung über weite Strecken beibehielten. Flussläufe im heutigen Sinne gab es in diesen Hochtälern meines Erachtens noch nicht. Die Schotter sind über kilometerweite Flächen ausgebreitet, wie es bei allen Hochterrassen belegt werden kann, z. B. bei Elbe, Rhein, Saale oder auch bei den Bohnerzen der Schwäbischen Alb.
Während des Jungtertiärs und am Anfang des Pleistozäns schlug sich die Hauptmenge der Wassermassen nieder. Dies geschah räumlich und zeitlich differenziert über die Erde hin. Das Maximum dürfte zwischen dem Miozän ( 4. Abschnitt des Tertiär) und dem Elsterglazial (drittletzte Vereisung im Pleistozän) gelegen haben. (...) Innerhalb der mehr weiten, geradlinigen Hochtäler begannen sich Ströme und Flüsse zu konzentrieren und bildeten Mäander aus. Während der Eiszeit wurden die Hochtäler immer tiefer zu Kerbtälern eingeschnitten. Dabei wurden die Mäander der Hochtäler mitunter in ihrem ursprünglichen Verlauf tiefer gelegt, wodurch sich mäandrierende Kerbtäler ausbilden konnten, z. B. bei Rhein, Mosel oder Main. Die Niederschlagsmenge nahm zum Ende der Eiszeit hin immer mehr ab. Unsere heutigen Flüsse sind gegenüber den breiten Strömen der Hochtäler nur letzte schmale Rinnsäle." (Dankmar Bosse: "Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch", Stuttgart 2002)
Für die "Fast-Ebene", genauso wie für etliche andere von Bosse aufgeführte Phänomene, gibt es in der "konventionellen" Geologie durchaus andere Erklärungsmodelle. Spricht das gegen Bosses Anschauungen? Um zu beurteilen, welches Erklärungsmodell den damaligen Tatsachen entspricht, muss man den Gesamtzusammenhang berücksichtigen.
Nach Bosse gab es also vor dem Jungtertiär keinen Wasserkreislauf im heutigen Sinne; die von Steiner geschilderten atlantischen Nebel schlugen sich noch nicht als Regen nieder. In den Tropen sind die Eiszeiten der Wissenschaft als Regenzeiten bekannt. So ergab sich für Bosse die Eiszeit als die Zeit der Sintflut(en), in der sich die tertiären Nebel in gewaltigen Regengüssen niederschlugen, durch die einsetzende Kälte dann wieder als Eismassen gebunden.
Tieferliegender Meeresspiegel
Welch ungeheure Wassermassen vorher in der Luft gewesen sein müssen, zeigen die Spuren der anfangs des Tertiär tatsächlich noch geringen Wassertiefe in den Ozeanbecken. (Dies ist allerdings nur vorzustellen, wenn die Atmosphäre noch weit höher in den Weltraum hinaufreichte, was nach Rudolf Steiner auch der Fall war.)
Verblüffend sind in der Tat die Indizien für ein relativ spätes Auffüllen der Ozeanbecken. Da sind einmal die norwegischen Fjorde, die eine Tiefe von bis zu 1000 m erreichen und eindeutig abgesenkte Flusstäler sind (die Hebung Skandinaviens seit der Eiszeit beträgt 60 m; das kommt noch hinzu!) - mindestens um so viel muss der Meeresspiegel vor noch gar nicht so langer Zeit einmal tiefer gelegen haben! -, weiter die untermeerischen mäandrierenden Canyons auf den Kontinentalschelfen, die teilweise weit unter die 100-150m-Marke, die die Ozeane nach "offizieller Lesart" in der Eiszeit tiefer lagen, hinuntergehen, beim Kongo-Canyon im Schelfgebiet ca 500 m, aber am Kontinentalabhang bis 4500 m Tiefe! Ähnlich ist es bei vielen anderen untermeerischen Einschnitten, z. B. beim Baltimore Canyon, beim Indus- und vor allem beim Ganges-Canyon, der sich noch viele Hunderte von Kilometern in den Golf von Bengalen hineinzieht, sich dabei deltaartig verzweigend. Manche dieser Canyons sind vor etwa 10 Mio. Jahren entstanden, was die beliebte These, sie seien während der Eiszeit ausgewaschen, als die Schelfe freilagen, ad absurdum führt.
Geologisch werden die submarinen Canyons heute etwas anders erklärt: "Unmittelbar nachdem Kuenen ozeanische Suspensionsströme (Sandströme, Trübeströme) vermutet hatte, kam die Vorstellung auf, dass ihre Erosionskraft auch die submarinen Canyons auf den zahlreichen Kontinentalschelfen eingeschnitten haben könnte, wobei diese Vorstellung über viele Jahre umstritten blieb. Die submarinen Canyons waren zwar bereits bis in alle Einzelheiten kartiert worden und von ihren Wänden und Böden hatte man viele Fotos gemacht und Proben gesammelt, aber sie gehörten zu den erstaunlichsten morphologischen Erscheinungsformen der Kontinentalränder. Als man sie 1934 entdeckte, glaubten einige Geologen, dass sie von Flüssen gebildet worden seien. Doch diese Vermutung konnte unmöglich die alleinige Erklärung sein, denn die Böden der meisten dieser Canyons liegen in Tiefen von mehreren Tausend Metern. Das ist weit mehr als die geschätzte Tiefe von 100 m, bis zu der sich Flüsse während der maximalen Absenkung des Meeresspiegels im Lauf der Eiszeiten einschneiden konnten. Ungeachtet dessen sind die flacheren Teile einiger Canyons in Zeiten niedrigen Meeresspiegelstandes ohne Zweifel Flussrinnen gewesen.
Als derzeit bevorzugte Erklärung für die Entstehung der tieferen Teile der Canyons gelten Trübeströme, auch wenn andere Strömungsarten ebenfalls in Betracht gezogen wurden. Ein Vergleich moderner Canyons und ihrer Ablagerungen mit gut erhaltenen, ähnlichen Bildungen aus der geologischen Vergangenheit, besonders die Verteilung der auf submarinen Fächern abgelagerten Turbidite, hat diese Annahme bestätigt." (Frank Press, Raymond Siever: "Allgemeine Geologie", Heidelberg/Berlin/Oxford 1995)
Es kann einfach nicht sein, was nicht sein darf! Dass Sand- und andere Trübeströme weichen Meeresboden auch erodieren können, wenn der Hang steil genug ist, soll nicht bestritten werden. Dass sie aber beim Indus und Ganges mehrere tausend Kilometer weit in den Ozean hinein untermeerisch ein riesiges typisches und ganz flaches Flussdelta erzeugen sollen, welches jedes oberirdische Delta um Größenordnungen übertrifft, ist schlicht absurd. Außerdem bliebe immer noch die Frage nach der Entstehung der norwegischen Fjorde bestehen.
Teilweise sind die Canyons mittlerweile bis in die heutigen Flussläufe hinein wieder aufgeschottert; das Elbtal bei Hamburg z. B. war während der Eiszeit 300 m tief, mindestens so tief muss damals also der Meeresspiegel gelegen haben!
Andere Indizien für ein früheres Tieferliegen des Ozeanspiegels sind Erosionsflächen (Schicht-Lücken) in Meeresablagerungen, sogar auf den Flutbasaltflächen im Pazifik, die also einmal über dem Meeresspiegel gelegen haben müssen, Flachmeer-Ablagerungen fast überall in der heutigen Tiefsee sowie isolierte uralte Floren- und Faunen-Bestände auf vielen Ozean-Inseln (Madagaskar, Hawaii usw.), die irgendwann einmal trockenen Fußes über den heutigen Ozeanboden zu besagten Inseln gewandert sein müssen. Eindrucksvollstes Beispiel sind die Riesen-Landschildkröten der Galapagos-Inseln.
Dankmar Bosse führt weiterhin noch die "Guyots" als Indiz für einen tieferliegenden Meeresspiegel an. Guyots sind untermeerische Tafelberge, Vulkane, die einmal über Wasser geschaut haben, wodurch deren Spitze durch Erosion eingeebnet wurde. Man stellt sich heutzutage vor, sie seien ganz langsam durch ihr eigenes Gewicht versunken; Bosses Sichtweise aber hat, nimmt man alle anderen Phänomene zusammen, mindestens genausoviel für sich.
Trotz allem wirft dieser Punkt enorme Fragen auf. In der Oberkreide und im Tertiär gibt es überall auf den Kontinental-Schollen große Flachmeere, die teils sehr schnell ihre Gestalt wechseln, durch Meeresablagerungen (Muscheln, Haifischzähne usw.) eindeutig belegt. Kontinentale "Flachmeere" und gleichzeitige mäandrierende untermeerische Canyons bis in mehrere Kilometer Tiefe passen nicht zusammen, hier scheint Phänomen gegen Phänomen zu stehen. Warum floss das Wasser der "Flachmeere" - z. B. der Turgaistraße östlich des Ural - nicht in die halbleeren Ozeanbecken?
Einen Schritt weiter kommt man vielleicht, wenn man Rudolf Steiners Schilderung berücksichtigt, in der Atlantis sei das Wasser wesentlich dünner, die Luft wesentlich dicker als heute gewesen: "Ob man sich nach heutigen wissenschaftlichen Begriffen eine solch größere Dichte der Luft leicht vorstellen kann, darf uns hier nicht beschäftigen. Die Wissenschaft und das logische Denken können, ihrem ganzen Wesen nach, niemals etwas darüber entscheiden, was möglich oder unmöglich ist. Sie haben nur das zu erklären, was durch Erfahrung und Beobachtung festgestellt ist. Und die besprochene Dichtigkeit der Luft steht für die okkulte Erfahrung so fest, wie nur irgendeine sinnlich gegebene Tatsache von heute feststehen kann. - Ebenso steht fest aber auch die vielleicht der heutigen Physik und Chemie noch unerklärlichere Tatsache, dass damals das Wasser auf der ganzen Erde viel dünner war als heute." (Rudolf Steiner: "Aus der Akasha-Chronik", GA 11)
Bosses Überlegung dazu ist, ob das Flachmeer-Wasser damals vielleicht ein anderes gewesen ist als das Ozean-Wasser, ob es also verschiedene Wasser-Schichten und -Qualitäten gegeben hat, wie Rudolf Steiner solches für andere Zeiten, z. B. den Jura, durchaus angibt. Zweifellos ist dies eine der schwierigsten Fragen innerhalb dieses Komplexes und für jeden Einzelnen nur durch ein längeres meditatives Umgehen damit zu klären - oder dann, wenn weitere Phänomene dazu vorliegen. Für jeden "normal denkenden" Zeitgenossen ist selbstverständlich, dass hier der blühendste Unsinn vorliegt.
Dennoch ist dies kein "spezifisch anthroposophisches Problem". Der "Widerspruch der Phänomene" - hie Flachmeer-Ablagerungen auf den Kontinenten, da untermeerische Canyons in den Schelfen und norwegische Fjorde - bleibt auch für den "normalen" Geologen bestehen; man drückt sich aber davor, indem man für die Canyons eine an den Haaren herbeigezogene Erklärung annimmt und die Fjorde nicht weiter beachtet.
Ein weiterer sehr deutlicher Verräter einer dicken, wässrigen Atmosphäre und gleichzeitig der Weichheit der Gesteine, je weiter man in der Erdgeschichte zurückgeht, ist der Sandstein. Länder- bis kontinentweite Sandsteinflächen des Erdaltertums und Erdmittelalters geben der heutigen Geologie unlösbare Rätsel auf. Waren dies Meeresstrände oder Flussläufe? Dann sind die riesigen Flächen nicht erklärbar. Waren es Wüsten? Der größte Teil heutiger Wüsten sind Steinwüsten, der Sand wird ständig weggeweht, hat gar keine Chance, sich in Jahrmillionen mehrere hundert Meter hoch in gleichmäßigen Schichten abzulagern. Bosse konstatiert als einzige wirkliche Erklärung eine dicke, dichte wässrige Atmosphäre, welche die im Paleozoikum und Mesozoikum noch weichen Gebirge im Entstehen abrasiert - sie haben gar keine Chance, sich aufzutürmen - und das Material weitflächig ablagert. Die damalige Erde war tatsächlich ein "Weichei"! Damit korrespondiert die bereits angeführte "Fast-Ebene", das Fehlen eines wirklichen Landschafts-Reliefs in allen geologischen Erdzeitaltern bis ins frühe Tertiär hinein. (Natürlich wird ein Landschaftsrelief heute auch ins Meso- und Paleozoikum hinein extrapoliert. Allein die vielen Fälle aber, wo Gesteinsschichten diskordant, also schräg abgeschnitten und waagerecht von der nächsten Schicht überlagert werden, beweisen letztlich das Gegenteil).
Früher war man der Ansicht, die Saurier seien allesamt Sumpftiere gewesen, die ihre massigen Körper auf festem Land nur schwerlich schleppen konnten. Das Flusspferd ist auch heute noch ein "Saurier-ähnliches" Tier, das seinen schweren Körper größtenteils vom Wasser tragen lässt. Von dieser Vorstellung ist man aber bei den Dinos längst wieder abgekommen, weil man davon ausgeht, die Erde sei in ihrer Konsistenz schon immer so fest gewesen wie heute - interessant ist aber doch, dass man sich damals aufgrund des Körperbaus der Giganten zu dieser Annahme gedrängt fühlte. Sie entspricht vermutlich der Wahrheit, denn die Erde war in der Lemuris weicher als heute, je weiter man zurückgeht, desto mehr.
Absolut frappierend ist noch ein weiteres Indiz für die Weichheit der Erde, welches Dankmar Bosse anführt: die großen Gesteins-Formationen ("Stockwerke") Peridotit, Basalt, Granit, Gneis und Glimmerschiefer enthalten Gesteinslinsen aus jeweils darunter- oder darüberliegenden Schichten. Diese Linsen können wohl kaum anderes als flachgedrückte große Tropfen aus der darunter- oder darüberliegenden Schicht sein; die "frühlemurische" Erdkruste ist eine "Linsensuppe"!
Selbstverständlich sind viele der von Bosse aufgeführten Phänomene auch anders erklärbar, vor allem einzeln: in ihrer Gesamtheit aber ergeben sie doch ein sehr anderes Bild unserer Erdvergangenheit, als man es normalerweise kennt. Natürlich sind damit nicht alle Unsicherheiten ausgeräumt - aber mehr als Wahrscheinlichkeiten mit ständig wechselnden Prozentzahlen haben auch die anerkannten Lehrmeinungen in Geologie und Biologie nicht zu bieten, am allerwenigsten sogar der Darwinismus.
Man muss sich nicht für Wissenschaft oder Spiritualität entscheiden; Wissenschaft und Spiritualität sind kein Widerspruch; die materialistische Ideologie aber kann rein wissenschaftlich überwunden werden. Die esoterische Evolutions-Auffassung ist nicht so absurd, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Literaturverzeichnis
Rudolf Steiner: "Die Philosophie der Freiheit" 1894, überarbeitet 1918, (GA 4)
"Goethes Weltanschauung" 1897 (GA 6)
"Aus der Akasha-Chronik" 1904 (GA 11)
"Die Geheimwissenschaft im Umriss" 1910 (GA 13) - alle im Rudolf Steiner Verlag, Dornach
Es wären noch sehr viele Vortragsnachschriften von Rudolf Steiner anzuführen, in denen Probleme der Evolution besprochen werden (s. o. die Zitate im Text) - das Problem ist nur, dass dies zuallermeist nur einzelne "Evolutions-Passagen" inmitten von ganz anderen Themengebieten sind; "Akasha-Chronik" und "Geheimwissenschaft" sind die einzigen wirklich zusammenhängenden großangelegten Darstellungen.
Hermann Poppelbaum: "Mensch und Tier" 1928, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M 1981
Karl König: "Embryologie und Weltentstehung" 1967 Oratio Verlag, Schaffhausen 1986
Erich Blechschmidt: "Vom Ei zum Embryo" DVA, Stuttgart 1968
Kaspar Appenzeller: "Die Genesis im Lichte menschlicher Embryonalentwicklung", Zbinden Verlag, Basel 1976
Friedrich A. Kipp: "Die Evolution des Menschen im Hinblick auf seine lange Jugendzeit" Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1980, überarbeitet u. ergänzt 1991
L. F. C. Mees: "Tiere sind, was Menschen haben" J. Ch. Mellinger Verlag, Stuttgart 1987
Jos Verhulst: "Der Erstgeborene" 1998, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1999
Dankmar Bosse: "Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch" Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 2002
Andreas Delor: "Kampf um Atlantis" Info3-Verlag, Frankfurt 2004
Martin Frey: "mehr Wasser"
www.mehr-wasser.ch/de/index.php?option=com_contact&task=view&contact_id=1&Itemid=9
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